Der alte Handelsweg

Die Geleitstraße führte einst am alten Griesheim vorbei und war der Abschnitt eines uralten Handelsweges der aus Norddeutschland kommend, sich über die Oberhessische Senke und über Frankfurt und Worms bis nach Burgund zog.
In der Griesheimer Gemarkung entsprach sein Verlauf dem heutigen Frankfurter Weg und der Frankfurter Straße,
dann weiter über die Groß-Gerauer-Straße, die Pfungstädter Straße und den Pfungstädter Weg nach Süden.
Es handelte sich dabei um ausschließlich unbefestigte Sandwege.
(Auszug aus dem Buch "Griesheimer Geschichten Band II," das von unserem Heimatforscher "Karl Knapp" verfasst wurde)


Wir stehen am Südring und schauen nach Norden. Eigentlich müsste jetzt hier die Pfungstädter Straße zu sehen sein? Fehlanzeige! Es gibt die Straße zwar noch, aber um den geraden Verlauf zu finden, müsste man einen kleinen Umweg nehmen.

Kehrtwende, uns eröffnet  
sich der Blick nach Süden. 
Heutzutage ein beliebter  
Jogger- und Spazierweg, 
Früher jedoch ein be- 
vorzugter Handelsweg: 
 "Die Geleitstraße!" 


Einige Schritte weiter, 
rückblickend zum Südring.


Es folgt die Grillhütte Süd, 
 wir aber schauen uns 
lieber die langen, geraden
Spargelbalken an.


Der asphaltierte Weg
führt bis zur "Pipe."
 (das ist eine Skaterbahn)
Ab hier wird es sandig, wie in alten Zeiten.

Rückblickend zeigt sich eine
tolle Wolkenformation und
einige Tunnel, bis jetzt
sind es noch die
einzigen auf diesem
Weg in die Dünen!

Es folgt der "Dünenhof",
zur linken Seite, welcher 
ein Hühnerhof ist/war.
Inzwischen werden nur noch
wenige Hühner gehalten,
aber die schöne "Hofseite" 
im Web, die gibt es 
immer noch! 

Auch hier wieder Spargelanbau.
Tiefe Abdrücke hinterlassen die landwirtschaftlichen Fahrzeuge
 im "Griesheimer Sand."
Schon auf alten Landkarten
wurde "Die Geleitstraße"
 erwähnt. Allein schon der
Zusatz "Straße" hebt ihre
Gewichtigkeit hervor,
denn innerorts gab
es damals nur Gassen!
(Quelle: Griesheimer Geschichten)

Am Ende des 
Zaunes (li.) beginnt 
das Vogelschutzgebiet.
Abgegrenzt durch eine Hecke, 
erstreckt sich dahinter eine 
weite Dünenlandschaft, auch 
"Griesheimer Sand" genannt. 
(in früheren Zeiten ein Truppenübungsplatz) 

Woher stammt der
Name "Geleitstraße?"
Noch bis ins 19 Jahrhundert hinein gab es Räuberbanden, die die Gegend unsicher machten. Die Schutzgarantie des damaligen Landesherrn bezog sich nur auf die Geleitstraßen. Man erhob Geleitgelder, Warenzölle und Pflastergelder, die nebenbei auch den Staatssäckel füllten!
Der Obolus wurde am Schlagbaum bezahlt, dort erhielt man auch die Quittung für den gezahlten Wegzoll, den "Geleitbrief."
Kostbare Güter die hier nun auf  Handelskarren und Fuhrwerken verladen waren, wurden von einem "Lebendigen Geleit" begleitet! (Quelle: Griesheimer Geschichten)
Ich nehme an, unter diesem Begriff, versteht man ein bewaffnetes Wach- und Verteidigungs-Personal?
In meiner Phantasie sehe ich sie vor mir, die  Wagenkolonnen, reich beladen mit kostbaren Gewürzen, Seide, Pelzen, Salz und Fisch... Hinter sich herziehend eine riesige Staub- und Sandwolke!
Nicht immer sieht hier der Boden so festgefahren aus, in trockenen Perioden hat er Ähnlichkeit mit Mahlsand, aber keine Angst, niemand versinkt im Untergrund, nur die Radfahrer haben ihre Schwierigkeiten!
 Nun kommen wir zum "Geilshewwel,"das ist die kleine Erhebung im Hintergrund, man sieht heute nur noch das, was von ihm übrig geblieben ist. Als Kind bin ich oft diesen Weg gelaufen, den Schlitten hinter mir herziehend. Irgendwann in den Folgejahren wurde die Höhe des Hügels entschärft, schlitten-fahrende Kinder waren zwischen seltenen Pflanzen nicht mehr erwünscht! 
Woher stammt der Name?
Ob unter diesem "Hewwel" wirklich Pferdegebeine liegen ist ungewiss.


Vielleicht sind auch nur, die hier stationierten Dragoner (von 1733-1803) auf ihren "Geulen/Gaul/Geil" (Pferden) oder die Infanterie, den Hügel hinauf und hinunter gestürmt? 
(Die Sammlung von Peter Merschroth zeigt eine eigene Dragonerseite. "Klick")


Jetzt erreichen wir das "Naturschutzgebiet Griesheimer Düne." 
An dieser Stelle beginnt die 
"Feen-Meile." 
Ein Phantasiename, weil die besagte Wegstrecke in meinen Augen, feenreiche Züge in Flora und Fauna aufweist, natürlich ist der Vergleich jahreszeitlichen Schwankungen unterlegen. (schmunzel)

Wir nähern uns der "Schlehenhecke" und begegnen den ersten Pfützen.
Warum führte ausgerechnet an dieser Stelle ein Geleitweg entlang?
In den Ausführungen des Herrn Knapp ist das sehr gut geschildert: Die Fernstraße verlief im hochwassersicheren Bereich zwischen den feuchten oder versumpften Niederungen des früheren Bergstraßenneckars im Westen und dem unwegsamen, eiszeitlichen Dünenrücken im Osten.

Rückblick, im doppelten Sinn, 
der "Geleitweg" führte durch 
die "Goldene Mitte!"
Der Pfungstädter Weg, so heißt die Wegstrecke hier, ist für landwirtschaftliches Gerät freigegeben, dadurch wird der Boden verdichtet und das trägt wiederum zur Pfützenbildung bei.

Doch lieber riesige Pfützen bei nasser Witterung, als ein geteerter Weg durch ein Naturschutzgebiet, letzteres käme einer Naturkatastrophe gleich!
Gerade hier, sind viele Insekten von offenen, sandigen Stellen abhängig, ja, ihr Überleben hängt  davon ab! 
Zu früheren Zeiten gab es bestimmt andere Wegeverhältnisse, aber auch damit mussten sich  die Menschen zufrieden geben.

Letztes Jahr wurde von der Schlehenhecke bis an´s Eichwäldchen der Weg geschottert
 -  ein Frevel!
(und die Pfützen sind dadurch nicht weniger geworden)

Wir sind beim Wäldchen angekommen, welches ebenfalls unter Naturschutz steht und blicken uns um...
Wer auf dieser Seite öfter liest,
 der kennt das Motiv, alte 
Maulbeerbäume säumen 
die "Feen-Meile!"


Nun wird´s schattig und 
im Sommer auch kühl, 
eine willkommene Erquickung 
an heißen Tagen! 
Früher gab es in diesem Gebiet, neben dem Eichwäldchen, ausgedehnte Wälder (überwiegend Kiefernbestände), das Dünengebiet ausgeschlossen, dort gab es nur vereinzelt stehende Waldkiefern vom "Genotyp."
(genetische Charakterisierung der hiesigen Waldkiefer)


 Wir sind bei der "Brunnenschneise" angelangt, dort führt ein Weg ins Eichwäldchen und ein anderer um 
den angrenzenden, inzwischen auch 
lichten, Kiefernhain herum.
Brunnen gibt es hier auf der ganzen Wegstrecke, denn ohne Wasser ist eine Bewirtschaftung auf  Sandboden undenkbar.


Früher stand der Grundwasserspiegel höher, durch den steigenden Wasserverbrauch des Rhein-Main-Gebietes, wird den Bäumen in diesem Wald, die Lebensgrundlage entzogen, die Folge ist, das Wäldchen stirbt, zusätzlich steigt die Brandgefahr!


Wir spazieren 
geradeaus weiter
und verlassen dabei 
das Naturschutzgebiet.

Mit der Pferdekoppel des Eichwaldhofes im Rücken, präsentiert sich die Sicht bis hinüber zum lichten Kiefernhain. 
Der Geleitweg verläuft im Vordergrund.

Die nächsten Pfützenansammlung versperrt den Weg! Im Sommer finden ansässige Vögel, in so einer Pfütze, oft die einzige Möglichkeit, in greifbarer Nähe zu trinken oder zu baden, deshalb nutzen sie  diese Gelegenheit ausgiebig, wenn sie sich bietet!


An dieser Stelle werden wir den alten "Geleitweg" nicht weiter verfolgen. Nach der nächsten Linkskurve, kämen wir zum "Eichwaldhof" und danach zur "Gartenzentrale Appel."
Nächste Ortschaft ist (damals wie heute) " Pfungstadt!"
Bis dorthin ist es noch ein passables Stück, aber weniger als eine geographische Meile!
(1 Meile deutsche geographische = 7,420km)
(Vorgeschriebene Karrenspur(1767)= 5 Fuß = 157 cm)
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Ich schätze, zu Fuß muss man von Griesheim bis Pfungstadt etwa 1,5 Std. veranschlagen?
Mindestens die Hälfte der Wegstrecke läge dann noch vor uns?


Den Blick zurück will ich dennoch nicht verwehren, die Bäume geben den Blick frei auf eine weite Ackerfläche...


In der Ferne zeigt sich der alte Kiefernbestand...

Und, wenn man 
ganz genau hinschaut, 
auch die Gestänge der 
ersten Erdbeertunnel, 
auf diesem Terrain! 
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Heute wird die Geleitstraße, d. h. der Pfungstädter Weg und der Frankfurter Weg (im Norden Griesheims),
 in erster Linie von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Radfahrern und Spaziergängern benutzt. 
Vor allem die letzteren könnten sich in einem stillen Moment darauf besinnen, 
dass sie sich auf einer Hunderte von Jahren alten "Autobahn" bewegen, 
die einst Zentren und Messestädte verband und auf der Kaufmannszüge lebenswichtige Güter 
aller Art beförderten, allerdings wesentlich langsamer und beschaulicher als heute. 
(Auszug aus Griesheimer Geschichten Teil II, von Karl Knapp, mit freundl. Genehmigung)


Samstag der 13. Januar 2018.






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